Handballclub DJK Konstanz

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In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

TV Pfullendorf – HC DJK Konstanz 41:22 (19:15)

Von Licht, Schatten, Helden und Idioten - der Spielbericht TV Pfullendorf gegen HC DJK Konstanz

In medias res: “Halbrechts der DJK, Viktor Hirsch zieht zwischen Mittelblock und halb linken Verteidiger auf die Abwehr, Rechtsaussen hinterläuft, Querpass in den Lauf von Rahn, der mit Tempo auf die unsortierte gegnerische Abwehr zuläuft. Rahn müsste schießen, Rahn schießt und TOR! TOR! TOR! Mit einem Sprungwurf überwindet besagter Halblinks der DJK Sander Christian Sagosen (van Bodegam) (5) die Abwehr und netzt ein zum Stand von 4:8 für die Konstanzer Mannschaft.

Einfach, klar, dynamisch und konzentriert, gepaart mit dem unbedingten Wille zum Abschluss. Mit diesen Adjektiven lässt sich die erste Halbzeit des HC DJK etikettieren.

Merken Sie sich, lieber Leser, die hier verwendeten Worte, mit welchen wir hier wohlwollend und mit berechtigter Schwärmerei, die ersten 25 Minuten dieser Partie beschreiben und mit obigem Abschnitt von Minute 10, plastisch untermauern. Und merken Sie sich überdies die Namen der beteiligten Spieler, die hier so heldenhaft ihre Mannschaft mit 4 Toren in Führung bringen konnten. Strahlend hell erscheinen sie Ihnen am Horizont. Doch wo Licht, da ist auch Dunkel.

Denn diese Geschichte hat viele Helden und viele Adjektive, die diese Helden und ihre Taten beschreiben. Aber dieses kleine Lehrstück (Spielbericht) zeigt auch auf, dass das Heldentum niemals “unparteiisch” sein kann und die zwei Seiten einer Medaille es zwingend erfordern, dass des einen Held stets des Anderen “Idiot” sein muss. Eine durchaus bewusst gewählte, kryptische Formulierung, mit der wir den geneigten Leser in seinem Kopfe grübelnd belassen wollen. Die Gedanken sind frei.

Nichtsdestotrotz bedienen wir uns zunächst weiterhin der erweiterten Heldenmetaphorik, um zum Kern dieses Spielberichts vorzudringen.

Die im Vorfeld des Spiels bereits stark dezimierte Auswahl des HC DJK Konstanz, man reiste mit acht Feldspielern und zwei Torhütern an, warf sich in Halbzeit eins auch in der Abwehr konzentriert, dynamisch und mit Pathos dem TV Pfullendorf entgegen und parierte, insbesondere durch den stark aufspielenden Luca Knapp im Tor, Welle für Welle der anbrandenden Angriffsversuche des gegnerischen Teams.

Im Angriff gelang es den Konstanzern in den zweiten 15 Minuten der Partie jedoch zunächst nicht, der umgestellten Pfullendorfer Abwehrformation mit resilienter Ambiguitätstoleranz zu begegnen. Man verlor die Führung beim Stand von 12:11, konnte jedoch durch einen stark aufspielenden Joel Schamberger, das Spiel bis zum Stand von 14:13 in der 24.Minute offen halten.

Helden. Auch der TV Pfullendorf hatte sie in seinen Reihen. Hervorheben muss man an dieser Stelle den Galaabend von Eric Kämpf (17), der just in diesem für das Spiel vorentscheidenden Moment seinen Anfang nahm und es dem TV Pfullendorf ermöglichte, sich mit einem schmeichelhaften 19:15 in die Pause zu “retten”.

Die Halbzeitansage des Konstanzer Trainers Tom Fohler (4), sich auch in den kommenden dreißig Minuten, konzentriert und mit klarem Kopf in den offenen Schlagabtausch zu wagen, nahm sich besagter Eric Kämpf jedenfalls sehr zu Herzen und unternahm mit seinem kongenialen Partner auf der gegenüberliegenden Außenbahn, Sebastian Single (6), Tempogegenstoß für Tempogegenstoß. Durchaus mit Erfolg.

Der Torhüter der Konstanzer, Raffael Sandmann, hielt was es zu halten galt, wurde jedoch nun mit statistisch messbarer Häufigkeit von seinen müder werdenden Vorderleuten in seinen Bemühungen alleine gelassen.

Beim Stand von 27:15 in der 37.Minute wurde klar, dass es der HC DJK in der zweiten Halbzeit nicht wieder schaffen würde, nochmal dem in der Überschrift kolportierten Zauber des Anfangs innezuwohnen. Im besten dramaturgischen Sinne eines allegorischen Meisterwerks, wie es dieses dichotomisch aufgebaute sportliche Epos bot, zog zu Beginn der zweiten Halbzeit der TV Pfullendorf in besagten Anfangszauber ein, wandelte ihn in eine Eigentumswohnung um und setzte die Konstanzer Truppe auf die kalte, nasse Straße der Niederlage. Die müden Beine der Konstanzer führten in eine Häufung von zwei-Minuten-Strafen, Fehlpässen und verminderter Durchschlagskraft in allen Mannschaftsteilen. Auch die Abwehr kam nur noch selten dazu, sich gut sortiert dem TV Pfullendorf entgegen zu werfen, da sich der ängstliche Gegner dem direkten Aufeinandertreffen durch Tempogegenstöße entzog.

Komplizierter, unklarer, schwerfälliger und unkonzentrierter Handball, gepaart mit dem unbedingten Willen zum Time-Out, um durchzuatmen. Das wären die Adjektive, um die zweite Halbzeit der Konstanzer Mannschaft zu beschreiben. Und so ging es beim Stand von 35:20 für Pfullendorf in die Crunch-Time. Auf Seiten der trotz allem noch mit erhobenen Hauptes kämpfenden Recken des HC DJK Konstanz, das Zeichen für die fulminante Aufholjagd. Taktisch klug hatte man den in Vollbesetzung angetretenen Gegner mit Tempogegenstößen geschwächt und ermüdet. Der perfekte Moment, um zuzuschlagen und die reife Frucht des Sieges zu ernten.

Um der nun folgenden, fulminanten Schlussphase der Partie schriftstellerisch gerecht werden zu können, braucht es weiß Gott einen Meister seines Faches. Und den haben wir einfach nicht zur Hand. Daher der Versuch die Fantasie des Lesers selbst zu aktivieren, in dem an dieser Stelle verkürzt und auf das wesentliche reduziert, Schlüsselworte in zeitlicher Abfolge der Anregung wildester Verschwörungen und Phantasmagorien den Vorschub leisten sollen:

Minute 54´- 2-min-Strafe HC DJK Konstanz, Minute 55´- 2min-Strafe HC DJK Konstanz, Minute 55´- Disqualifikation mit Bericht Sander Christian van Bodegom HC DJK Konstanz, Minute 60´ - Disqualifikation Viktor Hirsch HC DJK Konstanz, Minute 60´- Unterarmschlagwurfauszwölfmeterbämm Joel Schramberger zum 41:22 Endstand der Partie.

Wo jetzt der eine “Idiot” seinen direkten Platz findet in diesem Bericht, das möge nun jeder selbst und "unparteiisch" entscheiden. Helden gab es jedenfalls deren viele. Und auf beiden Seiten. Zwei Seiten bot auch das Spiel der beiden Mannschaften, sportlich-fair auf zwei Halbzeiten aufgeteilt, die dem zahlreich erschienen Hallenpublikum eine quietschvergnügte Weise über Licht und Schatten des sportlichen Wettkampfs bot. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Beteiligten der beiden Mannschaften, beim Schiedsrichtergespann und bei den angereisten Zuschauern für einen wundervollen Handball Abend.

Es kämpften für den HC DJK: Raffael Sandmann, Luca Knapp (beide Tor), Joel Schamberger, Sander v. Bodegom (beide 5 Tore), Thomas Fohler, Jonas Engel (beide 4), Viktor Hirsch (3), Martin Konsek (1), Marinko Danic.

Bericht: Matze